In König Sumblus Hallen erhub sich Freudenspiel,
es saßen da der Recken und edlen Degen viel,
der König in der Krone mit Edelstein geschmückt;
bei ihm die schöne Tochter in Brautschmuck man erblickt.
Zur Hand der Vogt von Sachsen als Bräutigam ihr saß.
Ei, was da nicht von Freuden und Lust ein Übermaß!
Es strömt in goldnen Schalen der purpurrote Wein, –
all Sorg und trübe Schwere, sie müssen vergessen sein.
Da tritt herein ein Harfner, gar wunderseltsam gestaltet,
vermummt, mit grauendem Barte und Rock und Mantel veraltet:
»Willkommen zu hohen Freuden, willkommen schöne Maid!
Willkommen, Herr König in Trauer! Willkomm, Herr Bräut’gam zu Leid!«
»Was, Leid im Freudensaale? Du wunderlicher Gast!
setz dich, und wen du getrunken und satt gegessen dich hast,
so freu dich mit den Freudigen und nimm das Wort zurück!
Wo nicht, so eile, du Schlimmer, von hinnen im Augenblick!«
So Sumblus zu dem Gaste. Gar seltsam tritt’s ihn an.
der Gast: »Was ihr euch freuet, das ist nur alles ein Wahn;
was oft mir Freude begonnen, ist bald in Leid zerstoben.
Man soll, hört ich oft sagen, den Tag vorm Abend nicht loben!«
»Wie, bist du krank an Sinnen, und doch ein Harfner gut?
Wie, bannt dir nicht die Harfe der Sorge schweren Mut?
Auf, greife zu den Saiten! laß frisch ein Lied uns hören!
ein neues Lied, ein munteres Lied! so wollen wir baß dich ehren!«
Rasch schlug er in die Saiten, er sang von einer Braut,
die einem edlen König ein König hätt‘ getraut
und hätt‘ sie ihm gesichert fest in die rechte Hand
und dann in falschen Treuen den Sinn schnell abgewandt.
»O wer auf Weibertreue und Männerschwüre baut,
dem Sande und dem Wasser der seinen Fuß vertraut!
Ich mochte nimmer zagen mit flammenheißem Mut
vor Lanzen und vor Pfeilen, vor Schwertern rot von Blut.
Acht übermute Recken warf hin mein Schwert zumal,
neun streckte meine Lanze voll wilden Grimms zu Tal:
und soll jetzt so gehöhnet vor Braut und Rittern steht
und einem fremden Bräutigam vermählt die meine sehn?
O du viel falscher Vater, o du viel falsche Braut!
O du viel falscher Bräutigam!« so schrie er wild und laut.
Den König kam ein Zagen, die Braut ein Zittern an,
als mit gezücktem Schwerte mit eins den Harfner sie sahn.
Weg warf er Bart und Larve, enthüllte sein Gesicht:
Gorm war’s, der alte König, entflammt von Zornes Licht;
und alle die Recken im Saale, die fuhren erschrocken auf,
als auf den Vogt von Sachsen er fuhr in grimmigem Lauf.
Und eh sie sich mochten besinnen, lag Heinz schon tot im Blut.
»Da liegt nun, Ungesunder, und feire die Hochzeit gut!«
Und rasch die Braut aus dem Saale er aufhub löwenstark
und fort vom Finnenfeste sie führte nach Dänemark.
Carl P. Conz (1762 – 1827)